Geschäft ist Geschäft und nichts für Weicheier 🥚 , sagt man. Wer kommt auf so einen Quatsch?
Wer uns ein bisschen kennt, weiß es vielleicht schon: Wir, die Gründer von REFLECTIVE BERLIN haben niemals eine Wirtschaftsuni besucht, BWL studiert oder einen sonstigen kaufmännischen Hintergrund vorzuweisen. Wir sind 1 Politikwissenschaftler
"Du musst auf amazon verkaufen!"
Im Verlauf dieser erkenntnisreichen Achterbahnfahrt kommen immer wieder vermeintlich gewiefte Geschäftsleute um die Ecke, die uns mit klugen Ratschlägen und Binsenweisheiten zutexten und es vielleicht auch einfach nur gut meinen mit uns. Zu sagen, wir würden uns nicht hin und wieder verunsichern lassen, wäre gelogen. Aber das gehört ja auch dazu: Zuhören, verarbeiten, Meinung bilden, und einen Entschluss fassen. Wir meinen behaupten zu können, dass der Anteil an falschen Entscheidungen tendenziell rückläufig ist, alles andere wäre Käse
Ein wiederkehrender Rat hielt sich wacker. Wenn es darum geht, amazon als Verkaufsplattform zu nutzen, ist uns bisher niemand in Erinnerung geblieben, der nicht gesagt hätte, dies sei für die Geschäftsentwicklung ein Muss. Im Umfeld befreundeter Unternehmen beobachten wir auch tatsächlich satte Umsätze, die durch diesen Verkaufskanal generiert werden.
Steuervermeidung und asoziales Verhalten
Und dennoch haben wir uns gegen amazon als Marktplatz entschieden, weil wir das Unternehmen einfach kacke finden. So wie wir die Zusammenarbeit mit manchen Unternehmen verweigern, weil uns die Unternehmenspolitik nicht passt, sehen wir keinen Grund, unsere Werte über Board zu werfen und auf Grund des immensen ökonomischen Potentials plötzlich mit zweierlei Maß zu messen.
Warum so drastisch? Amazon zahlt so gut wie keine Steuern (ja, genauso wie viele andere Global Player auch, aber auf die Spitze getrieben), was definitiv am meisten nervt. Milliarden, die der Gesellschaft durch die Lappen gehen, während vor allem ein Mann an der Kohle erstickt. Amazon ermuntert an Covid-19 erkrankte MitarbeiterInnen, im Lager zu malochen, während Schutzmaßnahmen für die KollegInnen kaum vorhanden sind. Die Leute bestellen grad wie bekloppt, und der Rubel muss rollen. Da müssen Opfer gebracht werden, und das geht ja bekanntlich am leichtesten am unteren Ende der Nahrungskette.
"Ihr seid ja nur neidisch!"
An dieser Stelle sollte uns jetzt der Neid-Vorwurf entgegenschallen. Amazon mache halt vieles richtig, während der Einzelhandel die Zeichen der Zeit nicht erkannt habe. Größenvorteile und Monopolisierungstendenzen existieren in dieser Sichtweise natürlich nicht. Gratislieferung des billigsten Produkts innerhalb von 24 Stunden ist halt geil und wer anderes behauptet, an dem nagt der Neid. Und außerdem, warum erkenne man nicht all die Jobs an, die durch amazon neu geschaffen werden?! Etwa die prekären Sklavenjobs, die jene ersetzen, die im knallharten Preiskampf vernichtet wurden?
Wer Business machen will, muss seine persönlichen Werte eben teilweise über Board
Entscheidungshoheit
Vielleicht sind wir zu naiv. Sehr wahrscheinlich sogar! Wenn wir damit auf die Fresse fallen, winken wir mit hübscher Zahnlücke aus dem Graben. Solange wir es aber selbst in der Hand haben – und das ist wahrscheinlich das Beste am Gründer- und Selbstständigen-Dasein – bleiben unsere Überzeugungen nicht auf der Strecke.
Auf unsere Intuition zu vertrauen, hat sich in der Vergangenheit übrigens meist bewährt. Diese Freiheit zu haben, ist mega und zugegebenermaßen ein ziemliches Privileg, das wissen wir.